Masterplan Grenchen: Ein Wahlkampfthema mit Tücken
5. Oktober 2024 – Die beiden Regierungsratskandidaten der Mitte, Sandra Kolly und Edgar Kupper, kamen nach Grenchen, um über den Masterplan Grenchen zu diskutieren. Das verlief nicht ganz ohne Klippen.
Wie gut eignet sich der Masterplan Grenchen, das Grossprojekt des Kantons Solothurn zur konzertierten Ansiedlung von Hightech-Industrie am Jurasüdfuss, als Wahlkampfthema? Das testete am Donnerstagabend die Mittepartei im Gemeinderatssaal Grenchen aus. Die beiden Mitte-Regierungsratskandidierenden, die amtierende Baudirektorin Sandra Kolly und Kantonsrat, Gemeindepräsident und Bauernsekretär Edgar Kupper, diskutierten vor einem kleinen, aber engagierten Publikum über den Masterplan und seine Auswirkungen.
Zuvor stellte die Grenchner Wirtschaftsförderin und Stadtpräsidiumskandidatin in spe, Susanne Sahli (FDP), das Riesenprojekt vor. Dabei wurde eine ganz neue, bisher nie gesehene Folie projiziert: das Landwirtschaftsland nämlich, das vorerst nicht bzw. erst in einer späteren Etappe eingezont werden soll. Es handelt sich um zwei grosse Flächen nordöstlich der Hundsackerbrücke und nördlich des Flughafenareals.
Damit war man faktisch schon beim Hauptthema der anschliessenden kritischen Diskussion angelangt: Werden da auf dem Altar des heiligen Wirtschaftswachstums die Grundlagen unserer Ernährung geopfert? Immerhin umfasst der Masterplan mit der langfristigen Entwicklungszone ein Gebiet von 96 Hektaren, das allerdings teilweise auch schon überbaut ist.
Das hatte beispielsweise den Grenchner SVP-Präsidenten und Landwirt Fabian Affolter veranlasst, im Gemeinderat gegen den Masterplan zu stimmen. Bauernsekretär Kupper war also herausgefordert.
Kupper fing diesen Steilpass mit Überlegungen zur Wertschöpfung auf knappem Boden auf. Es stimme zwar, dass die landwirtschaftliche Fläche, die man im Kanton noch einzonen könne, nur noch klein sei. «Umso mehr ist es wichtig, dass wir bei der industriellen Nutzung sehr hohe Ansprüche stellen: hohe Arbeitsplatzdichte, hohe Wertschöpfung, hohe bauliche Dichte.» Auch die Industrie müsse zusammenrücken, indem etwa die Parkplätze in den Boden oder aufs Dach müssen.
Grundsätzlich stellte sich Kupper hinter den Masterplan, solange es gelinge, den nötigen Grundstock von Fruchtfolgefläche zu erhalten. «Er ist ein wichtiges strategisches Steuerungsinstrument hin zu einem sehr langfristigen Ziel.» Insofern habe man die nötigen Hausaufgaben gemacht, um die Zersiedlung auch auf der Seite der Wirtschaft einzudämmen. Im Detail komme jetzt aber noch sehr viel Feinarbeit auf die Beteiligten zu.
© Grenchner Tagblatt, 05.10.2024, Foto by José R. Martinez, Text Andreas Toggweiler.
Foto 2: Podiumsdiskussion – Susanne Sahli.