Jugendparlament Grenchen
5. Oktober 2021
Wir danken Dominik Heiri und Vanessa Mettler zu ihrem Engagement zu Gunsten der Jugendpolitik und gratulieren zur Gründung des Grenchner Jugendparlaments.
Jugendparlament Grenchen: «Wir möchten das Interesse an der Politik wecken»
In Grenchen wurde der Verein Jugendparlament gegründet. Präsident Dominik Heiri möchte, dass Jugendliche so die Politik ohne Parteigrenzen kennen lernen können.
Mitte September wurde in Grenchen das Jugendparlament gegründet (vgl. unten) mit dem Ziel, das politische Interesse bei Jugendlichen zu wecken und das Verständnis für den Ablauf politischer Prozesse zu fördern. Vereinspräsident ist Dominik Heiri (22).
Als Sohn eines ehemaligen Kantonsrats war für Heiri die Politik im familiären Umfeld stets präsent und damit auch vertraut. Dass die Stadt ihn angefragt hat, das Vereinspräsidium zu übernehmen, überrascht, so gesehen, nicht. Heiri war aber bereits vorher engagiert in Sachen Jugendpartizipation: Ein Event der Plattform engage.ch, wo er ebenfalls involviert war, brachte Anfang Februar den Wunsch nach einem Jugendparlament auf.
Unicef möchte, dass Partizipation gefördert wird
Die Stadt hat danach diese Bemühungen unterstützt, nicht zuletzt, weil sie für das Unicef-Label «Kinderfreundliche Gemeinde» die Partizipation von Jugendlichen im gesellschaftlichen Diskurs fördern soll. «Ein Jugendparlament ist ein klassisches Instrument dafür und in der Schweiz existieren schon 55 Jugendparlamente», erklärt Dominik Heiri.
Die Grenchner Gründercrew wird bei ihren ersten Schritten auch vom Dachverband der Schweizer Jugendparlamente (DSJ) unterstützt. Während der Engage-Event noch virtuell durchgeführt wurde, hofft Heiri, dass schon bald ein Livetreffen für Grenchner Jugendliche stattfinden kann. «Das Internet kann eine Diskussion in einer Gruppe nur bedingt ersetzen. Es soll im Jugendparlament auch um Begegnung gehen», erklärt der Präsident.
Zur Person
Dominik Heiri studiert an der Universität Bern Sozialwissenschaften und Nachhaltige Entwicklung. Er hat schon zweimal für den Gemeinderat kandidiert als Vertreter der CVP bzw. die Mitte. Er ist Mitglied des Wahlbüros, Jungschützenleiter und erholt sich beim Töfffahren. Zurzeit ist Dominik Heiri ebenfalls daran, am Flughafen Grenchen das Segelflugbrevet zu machen.
Nicht zu vergleichen ist das Jugendparlament aber mit einer parlamentarischen Behörde. Es gibt keine parlamentarischen Instrumente und auch eine Parteizugehörigkeit spielt keine Rolle.
«Wir möchten im Jugendparlament keine Parteipolitik betreiben»,
erklärt Heiri. Er selber sei zwar in der Mittepolitik verwurzelt, im Jugendparlament sehe er sich aber einfach als junger Grenchner.
Es gibt auch keine Wahlen. Im Jugendparlament dabei ist, wer Vereinsmitglied ist, und das können alle Jugendlichen im Alter von 14 bis 25 Jahren werden, erläutert der Präsident. Über soziale Medien wie Instagram soll auf das Jugendparlament aufmerksam gemacht werden. Auch die Schülerräte in den Grenchner Schulhäusern sollen kontaktiert werden.
Die Parteien sind ebenfalls eingeladen, ihren «Nachwuchs» auf das Angebot aufmerksam zu machen. Ziel wäre es laut Heiri, einen Anlass auf die Beine zu stellen und dafür bei der Stadt finanzielle Unterstützung zu beantragen. Geprüft werde auch, ob das Jugendparlament einen Vertreter oder eine Vertreterin in die städtische Jugendkommission entsenden kann, um die Anliegen auch in der «richtigen» Politik hörbar zu machen.
Ziel soll auch politische Bildung sein
Vor allem aber soll politische Bildung im Jugendparlament eine wichtige Rolle spielen. «Vielleicht können politisch interessierte Jugendliche ja auch ihre Eltern für vermehrte Partizipation gewinnen», meint Heiri. «Die Stimmbeteiligung in Grenchen zeigt, dass da noch etwas drinliegt», meint Heiri augenzwinkernd.
Insgesamt bezeichnet er übrigens die Situation für die Jugendlichen in Grenchen als gar nicht so schlecht. «Das Angebot für sportliche und Outdoor-Aktivitäten ist gut, beim Ausgang besteht aber immer noch Nachholbedarf. Aber da kann die Politik wohl nur beschränkt helfen.»
Am Tag der Demokratie gegründet
Die Gründung des Grenchner Jugendparlamentes erfolgte am 15. September, dem Internationalen Tag der Demokratie, im Jugendzentrum Lindenhaus. Mike Brotschi, Kinder- und Jugenddelegierter der Stadt Grenchen, erinnerte in seinem Rückblick daran, dass der Gemeinderat bereits 1998 einen politischen Vorstoss für die Schaffung eines Jugendparlaments mehrheitlich für erheblich erklärt hatte. Es benötigte allerdings die Schaffung eines Pensums für Sport- und Jugendfragen innerhalb der Standortförderung, welche 2015 realisiert wurde.
Vier Jugendliche und junge Erwachsene bereiteten im vergangenen halben Jahr mit der fachmännischen Unterstützung durch den Dachverband Schweizer Jugendparlamente (DSJ) die Gründung vor. «Damit erhalten die Kinder, die Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine weitere Möglichkeit, mitzureden, ihre Ideen und Interessen einzubringen», heisst es in einer Mitteilung der Stadt.
Der Vorstand des Jugendparlaments setzt sich wie folgt zusammen: Dominik Heiri (Präsident), Vanessa Mettler (Medien/Kommunikation), Mohammed Amin Messai (Kassier) und Kim Robin Bucher (Aktuar).
«Für die Stadt ist es wichtig und positiv, dass man auch die Ansichten der Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufnehmen kann», wird Vanessa Meury als Präsidentin der Jugendkommission zitiert. Denn gerade die Jungen hätten manchmal einen anderen Blickwinkel auf die Entwicklung einer Stadt.
Wer Interesse an einer Mitgliedschaft im Jugendparlament hat, kann sich hier melden: [email protected].
Foto: Dominik Heiri, Präsident des neu gegründeten Jugendparlaments Grenchen.
© Grenchner Tagblatt, 29.09.2021, Foto by Corinne Glanzmann, Text Andreas Toggweiler.